Kingdomino – Spiel des Jahres 2017 – Rezension von Franky Bayer

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Kingdomino – Spiel des Jahres 2017 – Rezension von Franky Bayer

 

Tja, das erspart mir eine Menge Arbeit beim Verfassen einer Einleitung! Selten verrät der Spieletitel so viel darüber, worum es im Spiel geht, wie in diesem Fall. „Kingdomino“ setzt sich nämlich aus den Wörtern „Kingdom“ und „Domino“ zusammen. Folglich bauen wir unser eigenes Königreich, indem wir Plättchen auslegen, welche wie Dominosteine aus zwei zusammenhängenden Feldern bestehen. Ach, wenn es bloß immer so einfach wäre…

 

Die Dominosteine sind also 2 Felder groß. Auf jedem Feld ist jeweils 1 von 6 verschiedenen Landschaftstypen abgebildet: Felder (gelb), Wiesen (hellgrün), Wälder (dunkelgrün), Seen (blau), Sümpfe (hellbraun) und Minen (dunkelbraun). Auf einigen Feldern befinden sich zusätzlich Gebäude mit 1 bis 3 Kronen. Alle Dominosteine kommen in den Stoffbeutel, aus dem dann Runde für Runde so viele Dominosteine gezogen werden, wie Spieler mitmachen.

 

Der Spielablauf ist fast so simpel wie beim erwähnten Legespiel-Klassiker: Jede Runde nimmt man einen der ausliegenden Dominosteine und legt ihn an sein Königreich an. Dabei sind grundsätzlich lediglich 2 Anlegeregeln zu einzuhalten:

 

Erstens muss – wie bei „Domino“ – mindestens eines der beiden Felder des neuen Steins mit einer Seite an einen identischen Landschaftstyp eines bereits liegenden Steins angrenzen (waagrecht oder senkrecht). Das Startfeld jedes Spielers fungiert dabei als Joker, sodass daran jeder Landschaftstyp angelegt werden darf. Zweitens darf kein Stein so gelegt werden, dass die maximale Ausdehnung des Königreichs von 5 x 5 Feldern überschritten würde.

 

Nach 12 Runden endet die Partie, und jeder Spieler berechnet die Prestigepunkte seines Königreichs. Jedes Königreich besteht aus mehreren Gebieten miteinander verbundener Felder desselben Landschaftstyps. Der Wert eines Gebietes ergibt sich aus der Multiplikation der Anzahl seiner Felder mit der Anzahl darin enthaltener Kronen. Der Spieler mit der höchsten Summe an Prestigepunkten aus allen Gebieten seines Reiches gewinnt das Spiel.

 

Wieso ist da vorher noch niemand auf die Idee gekommen? Man nehme einen der weltweit bekanntesten Spielmechanismen überhaupt und interpretiere ihn neu, indem man ihn erstens in ein attraktives Thema einkleidet und zweitens um ein paar Zusatzregeln erweitert. Das Ergebnis ist phänomenal: Ein Spiel, das sich fast von selbst erklärt und sich flott und spannend spielt. „Kingdomino“ eignet sich aus diesem Grund ideal für Spieleinsteiger, und verdient nach meinen Erfahrungen das Prädikat „Gateway Spiel“!

 

Einfaches Spielprinzip ist aber nicht gleichbedeutend mit banal bzw. trivial. Um dies zu erklären, muss ich etwas genauer auf die Dominosteine, oder besser: Plättchen eingehen. Die verschiedenen Landschaftstypen kommen nämlich nicht gleich oft vor, sondern unterscheiden sich zum Teil recht deutlich in ihrer Häufigkeit. So finden wir etwa insgesamt 26 Äcker vor, während es von Wiesen und Sümpfen nur 14 bzw. 10 Felder gibt.

 

Gegenläufig verhält es sich mit den Kronen. Je weniger Felder es von einem Landschaftstyp gibt, umso mehr Gebäude mit Kronen finden sich darunter. So gibt es bei den Äckern lediglich 5 Mühlen (je 1 Krone), in Wiesen und Sümpfen kommen je 4 Gebäude vor, davon jeweils 2 mit sogar 2 Kronen. Besonders ausgeprägt ist es bei den Minen, von denen es zwar nur insgesamt 6 Felder gibt, welche aber bis zu 3 (!) Kronen aufweisen können.

 

Jetzt könnte der werte Leser einwerfen, dass es bei solch unterschiedlichen Wertigkeiten zu Ungerechtigkeiten bei der Vergabe der offen ausliegenden Plättchen kommen könne. Geduld, Geduld, ich habe den Ablauf einer Spielrunde noch nicht komplett erklärt. Nachdem die Plättchen für die nächste Runde gezogen wurden, werden sie nämlich zuerst nach den Zahlen auf ihrer Rückseite sortiert und dann erst umgedreht. Die wertvolleren Plättchen mit einem höheren Anteil an Kronen tragen stets höhere Zahlen, Plättchen ohne Kronen immer niedrigere.

 

Startspieler einer Runde ist jener Spieler, dessen Figur sich auf dem niedrigsten Plättchen befindet. Er darf sich zuerst ein Plättchen aussuchen und setzt seine Figur auf das gewählte Plättchen. Danach kommen die anderen Spieler in Spielerreihenfolge. Für die nächste Runde gilt dann die neu ermittelte Reihenfolge. Wer also ein wertvolleres Plättchen aussucht, ist in der folgenden Runde dafür später dran, et vice versa. Auch wenn der Wert eines Plättchens – bedingt durch die bereits ausliegenden Königreiche – im Laufe des Spiels für jeden Spieler vom rein objektiven Wert abweicht, ergibt sich so dadurch dennoch ein gewisser Reiz, der so manche knifflige Entscheidung erfordert.

 

Einen weiteren interessanten Aspekt erfährt das Spiel durch die räumliche Begrenzung der Auslage. Einfach nur passend Plättchen an Plättchen anzulegen, stellt sich als nicht sehr zielführend heraus. Will man tatsächlich alle 12 Plättchen unterbringen, ist schon etwas Planung notwendig. Wer seine Plättchen schlecht legt, vergeudet vielleicht wertvollen Platz und hat am Ende ein oder zwei Plättchen weniger in seinem Königreich, was die Siegchancen etwas verringert. Somit muss man nicht nur kurzfristig denken, sondern auch ständig das Gesamtbild vor Augen haben.

 

Die Spielregel bietet noch ein paar nicht allzu komplizierte Varianten an, die nach Belieben eingebaut werden können. Zum Beispiel belohnt die Variante „Harmonie“ ein komplettes Königreich (alle 12 Plättchen eingebaut) mit 5 zusätzlichen Prestigepunkten, „Reich der Mitte“ wiederum 10 Extrapunkte, wenn das Schloss eines Spielers am Spielende genau im Zentrum seines Reiches steht.

 

Aber schon in der Grundversion ist „Kingdomino“ ein richtig tolles Spiel, das in all meinen Spielrunden – egal ob mit erfahrenen Strategiespielern oder solchen, welche mit bloß gelegentlich Brettspiele spielen – sehr gut angekommen ist. Dazu trägt auch das absolut gelungene Spielmaterial bei, das sowohl vom Material her (sehr stabiler Karton) als auch von der übersichtlichen Grafik her keine Wünsche offen lässt. „Kingdomino“ sollte man sich daher auf keinen Fall entgehen lassen!

 

 

Franky Bayer

 

 

Bewertung:    4         Schilde

Zielgruppe:    Gelegenheitsspieler             ++

 

 

 

Info-Box:

Titel:                          Kingdomino

Art des Spiels:           Legespiel

Spieleautor:               Bruno Cathala

Verlag:                       Pegasus Spiele

Jahrgang:                   2016

Spielerzahl:                2 bis 4 Spieler

Alter:                          ab 8 Jahren

Dauer:                        15 bis 30 Minuten

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