Isle of Skye – Rezension von Franky Bayer

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Isle of Skye – Rezension von Franky Bayer

 

 

Habe ich euch schon erzählt, dass ich ein absoluter Schottland-Fan bin?

Ach so, mehrere Male schon. Das letzte Mal, als ich über „Glen More“ schrieb. Genau in dieser Rezension habe ich auch die wunderbaren Highland Games in Portree erwähnt. Überhaupt zählt für mich die Isle of Skye, deren „Hauptstadt“ Portree ja ist, zu den schönsten Gegenden Schottlands. Deshalb habe ich auch überaus bereitwillig die Aufgabe übernommen, über das gleichnamige Spiel zu berichten, indem die Spieler als Anführer eines Clans um die Vorherrschaft auf der Insel kämpfen.

 

„Isle of Skye“ ist ein Legespiel, in dem jeder Spieler sein eigenes Clangebiet aufbaut. Anfangs besitzt jeder Clan nur ein einziges Plättchen – ihre „Burg“. Doch das ändert sich, kommen doch im Laufe des Spiels neue Landschaftsplättchen hinzu. Auf jedem der quadratischen Plättchen sind zwei bis drei Landschaften (Weideland, Gebirge, Wasser) abgebildet. Daneben können auf den Plättchen noch zusätzliche Sachen zu finden sein: Straßen, Whiskyfässer, Schafe, Rinder, Leuchttürme, Bauernhöfe, Brochs (=Rundtürme) und Schriftrollen. Insgesamt sind es 73 verschiedene Plättchen, die zu Beginn in einen Stoffbeutel kommen.

 

Das Spiel läuft in Runden ab, welche in sechs Phasen untergliedert sind. Zuerst gibt es Einkommen, dass hauptsächlich aus dem Grundeinkommen der Burg (5 Gold) und allen mit dieser durch Straßen verbundenen Whiskyfässer (je 1 Gold) besteht.

 

Danach zieht jeder Spieler 3 Landschaftsplättchen aus dem Beutel und legt sie vor seinen Sichtschirm. Für zwei Plättchen legt er einen Preis fest, indem er diesen geheim hinter seinen Sichtschirm einen Goldbetrag zuordnet, der aus mindestens 1 Gold bestehen muss. Das dritte Plättchen wird mit einem Abwurfmarker markiert. Anschließend werden die Sichtschirme zur Seite gestellt, und jeder Spieler legt jenes Plättchen, dem er seinen Abwurfmarker zugeordnet hat, zurück in den Beutel.

 

Im Uhrzeigersinn darf nun reihum jeder Spieler genau 1 Plättchen eines Mitspielers kaufen. Dazu bezahlt er den entsprechenden Goldbetrag, den der Mitspieler zusammen mit seinem eigenen Gebot auf die Hand nimmt. Alle Plättchen, die keinen Käufer gefunden haben, muss der Spieler selbst kaufen, indem er den Goldbetrag an die Bank abgibt. Anschließend legen alle Spieler ihre neu erworbenen Plättchen an ihre eigene Auslage an. Dabei muss erstens orthogonal an bereits liegende Plättchen angelegt werden, zweitens müssen angrenzende Kanten die gleiche Landschaft aufweisen. Straßen hingegen müssen nicht fortgesetzt werden.

 

In der letzten Phase findet eine Wertung statt, bei der alle Spieler Siegpunkte gemäß der Wertungsplättchen dieser Runde erhalten. Der Rundenmarker zeigt dabei an, welche der vier offen ausliegenden Wertungsplättchen in dieser Runde zur Geltung kommen. Am Ende der Runde wechselt der Startspieler im Uhrzeigersinn.

 

Nach sechs Runden (zu fünft nur fünf Runden)  erfolgt noch eine Schlusswertung, bei der jeder Spieler noch Siegpunkte für seinen Goldbestand (1 Punkt für jeweils 5 Gold), sowie für jede  Schriftrolle, die er in sein eigenes Clangebiet eingebaut hat. Je nach Schriftrolle wird dabei der Besitz von verschiedenen Dingen (Schafe, Schiffe, Bauernhöfe, etc.) im eigenen Clangebiet belohnt. Wer nun die meisten Siegpunkte erreicht hat, ist der Gewinner und wird – laut Spielgeschichte – König der Isle of Skye.

 

Legespiel klingt zwar – seit „Carcassonne“ – längst nicht mehr so abwertend als früher, trotzdem haftet ihm noch immer ein wenig der Nimbus der Glückslastigkeit an. Dieses Urteil wäre bei „Isle of Skye“ aber völlig ungerecht, denn das Spiel besitzt einige interessante Mechanismen, welche dem entgegensteuern.

 

Ganz besonders gut gefällt mir die Angebotsphase. Zwar werden die Plättchen zufällig aus einem Beutel gezogen, aber durch Abwurfmarker und verdeckte Preise haben es die Spieler selbst in der Hand, welche Plättchen tatsächlich ins Spiel kommen, und zu welchem Preis sie zu haben sind. Dies sorgt für knifflige Entscheidungen und Nervenkitzel, bis die Sichtschirme gehoben werden. Allerdings wird der jeweilige Startspieler etwas benachteiligt, da die Gefahr besteht, bei geringem Goldbestand leer auszugehen. Deshalb sollte dieser sich schon in der Vorrunde darauf vorbereiten.

 

Das zweite bemerkenswerte Spielelement sind die Wertungsplättchen. 16 unterschiedliche Wertungsplättchen gibt es. Bei einigen zählen die Rinder, bei anderen sind die Schiffe ausschlaggebend. Andere belohnen abgeschlossene Gebiete, durch Straßen miteinander verbundene Landschaftsplättchen oder vollständige Sets, beispielsweise Leuchtturm + Broch + Bauernhof. Die Symbolik auf den Wertungsplättchen ist zwar nicht eindeutig, aber das Tutorial am Ende der Spielregel schafft Klarheit bei allfällig auftretenden Fragen. Für die allererste Partie werden vier bestimmte, besonders gut geeignete Plättchen empfohlen, in Folge legen aber vier zufällig gezogene Wertungsplättchen für jede Partie andere Prioritäten fest.

 

Aber auch die Reihenfolge, wann welche Wertung zählt, hat einen großen Einfluss auf das Spielgeschehen. Jedes Wertungsplättchen (auf den Positionen A, B, C und D) wird insgesamt drei Mal gewertet. In den ersten beiden Runden werden nur zwei Wertungsplättchen gewertet (A bzw. B), in der dritten und vierten bereits zwei (A und C bzw. B und D). In den beiden letzten Runden sind dann sogar je drei Wertungsplättchen dran (A/C/D bzw. B/C/D). Es kommt daher nicht nur auf kurzfristiges Taktieren, sondern auch auf längerfristige Planung an. Im Großen und Ganzen bieten die Wertungsplättchen eine enorme Varianz und garantieren einen hohen Wiederspielreiz.

 

Neben diesen allgemein gültigen Wertungsplättchen geben jedem Spieler noch Schriftrollen ganz persönliche Ziele vor, für die man am Spielende noch Extrapunkte bekommt. Es gilt daher auch schon beim Erwerb von Landschaftsplättchen, die entsprechenden Elemente (Whiskyfässer, Schafe, Brochs, etc.) zu berücksichtigen. Befindet sich die Schriftrolle zudem noch in einem abgeschlossenen Gebiet, erhält man die doppelte Punktzahl. Nachdem diese Regelung in unseren Spielrunden nicht auf Anhieb kapiert wurde, hier noch eine Klarstellung: Nicht die Elemente, die auf den Schriftrollen zu sehen sind, müssen für eine Verdoppelung in abgeschlossenen Gebieten sein, sondern bloß die Schriftrolle selbst!

 

Und – last but not least – kommt bei „Isle of Skye“ eine Ausgleichsregelung zum Einsatz, wie ich sie in dieser Form noch nicht erlebt habe. Ab der dritten Runde bekommen die Spieler nämlich zusätzliches Gold in Abhängigkeit ihrer Position auf der Wertungsleiste. Für jeden Mitspieler, der mehr Siegpunkte aufweist, erhält man in der dritten Runde 1 Gold extra, in der vierten Runde schon 2, dann 3 und in der letzten Runde sogar 4 Gold je besserplatzierten Mitspieler. Das kann gerade für den momentan Letzten ein beachtliches Zusatzeinkommen ergeben!

 

Auch wenn diese Regelung vielerorts als übertrieben gehalten wird, finde ich sie absolut in Ordnung. Sie sorgt für mehr Spannung und erhöht noch das Dilemma der richtigen Preisfestlegung. Wer sich finanziell verausgabt, um kräftig Siegpunkte zu kassieren, riskiert in der folgenden Runde nur mit einem geringen Einkommen agieren zu können. Eine elegante Lösung des Run-away-Leader-Problems.

 

Warum ich trotz dieser zum Teil genialen Mechanismen dem Spiel keine Höchstnote verleihe? Zum einen kann es in größerer Besetzung zu grübellastig sein. Wenn sich alle Spieler unbedingt schon vor der Angebotsphase einen genauen Überblick über alle möglichen Landschaftsplättchen und deren Implikationen verschaffen wollen, kann es recht zäh geraten. Zu zweit fehlt meiner Meinung nach die Spannung, weshalb die ideale Spielerzahl bei 3 bis 4 Spielern liegt.

 

Irgendwie finde ich außerdem, dass das Spiel zu viele Ideen, zu viele Elemente enthält, wodurch es mir unruhig, etwas zerfahren erscheint. Die vielen kleinen Dinge – Schafe, Whiskyfässer, Rinder, Farmen, etc. – fördern auch nicht gerade die Übersichtlichkeit. Mir kommt vor, meine beiden Landsleute Andreas Pelikan und Alexander Pfister (das Erfolgsduo von „Broom Service“) hat einfach zu viel gewollt. Etwas weniger hätte dem Spiel meines Erachtens besser getan.

 

Die anderen tollen Ideen – originelle Angebotsphase, variable Wertungsplättchen und Zusatzeinkommen für hinten liegende Spieler – machen dieses kleine Manko aber mehr als wett. „Isle of Skye“ ist wieder ein ausgezeichnetes Spiel aus dem Hause „Lookout Spiele“.

 

 

Franky Bayer

 

 

Bewertung:               4 1/2           Schilde

Zielgruppe:                Spielexperten            ++

 

 

 

Info-Box:

Titel:                           Isle of Skye

Art des Spiels:           Legespiel

Spieleautoren:          Alexander Pfister

&  Andreas Pelikan

Verlag:                       Lookout Spiele

Jahrgang:                   2015

Spielerzahl:               2 bis 5 Spieler

Alter:                          ab 8 (?) Jahren

Dauer:                                   ca. 60 Minuten

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